2. FASTENSONNTAG
Evangelium nach Mt (17,1-9)
Sie haben ihn kennengelernt, diesen Jesus, diesen Mann aus Nazareth. Er ist ein Mensch wie sie, aufgewachsen in der jüdischen Tradition und Religion, so wie sie. Und doch ist er anders. Er übt auf sie eine Anziehungskraft aus, er berührt ihr Herz zutiefst. Von vielem, was er erzählt sind sie begeistert, aber er sagt und tut auch Dinge, die sie nicht verstehen, sie sogar verwirren. Wer ist er eigentlich? Was will er?
Eines Tages gehen ihnen die Augen auf. Wie in einem Blitz oder wie in einer Vision erkennen sie sein wahres Wesen, das Geheimnis seiner Persönlichkeit. Das ist für sie wie eine Sternstunde, die sie beglückt und aufwühlt.
Es ist eine überwältigende Erfahrung. Sie erkennen, dass Jesus zu den größten Autoritäten ihres jüdischen Glaubens gehört. Jesus predigt nicht eine neue Religion. Er steht in einer Linie mit den Hauptfiguren ihrer Religion, mit Mose und Elia. Jesus will vertiefen und erfüllen, was diese Männer früher schon gesagt haben.
Aber mehr noch: Von Jesus geht eine göttliche Ausstrahlung aus. In Jesus leuchtet für sie Gott auf. Das ist das ganze Geheimnis seiner Persönlichkeit. Das ist sein wahres Wesen und seine Bedeutung für sie. In Jesus begegnen sie Gott. Durch Jesus lernen sie Gott kennen und anders sehen. Deswegen wird Jesus für sie immer wichtiger. Sie wollen auf ihn hören und das, was sie hören beherzigen. Im tiefsten ihres Herzens betroffen versuchen sie dann das zu tun, was Jesus sagt, versuchen sie in seinem Sinne zu handeln und zu leben.
Das will diese Szene am Berg im heutigen Evangelium uns sagen: Diese Männer machen eine tiefe Jesus- und Gotteserfahrung. Es wird wie eine „Verklärung“ dargestellt. Sie sind zu einer Klarheit gekommen.
Eine Glaubens- und Gotteserfahrung, eine Begegnung mit Jesus und mit Gott: Ist das etwas außergewöhnliches, nur für Privilegierte oder können auch wir diese kleinen Sternstunden erleben? Ist das z.B. nicht möglich, wenn wir unsere Gottesdienste wirklich intensiv und bewusst miterleben? Gottesdienst ist nicht irgendeine Veranstaltung, die ich als passiver Teilnehmer konsumiere. Es geht um unsere innere Einstellung. Wir wenden uns an Gott und an Jesus. Wir konzentrieren uns auf das, was er uns jetzt sagen will. Wir öffnen unser Herz für ihn, lassen uns von ihm ansprechen. Alles hängt davon ab, wie ich mitbete, mitsinge. Spreche ich da nur rein mechanisch, ohne nachzudenken leere Worte oder meine ich, was ich sage und singe? Berühren die Worte mich? Spreche ich wirklich zu Gott und zu Jesus oder sage ich nur Floskeln?
- Es beginnt schon damit, wie ich in die Kirche komme und mich hinsetze: Sammle ich mich bei der Eröffnung des Gottesdienstes, stimme ich mich ein auf das, was kommen wird?
- Welche Gedanken und Impulse nehme ich von den biblischen Lesungen und der Predigt mit?
- Was sage ich Gott bei der Gabenbereitung?
- Werde ich ganz still bei der Wandlung und steht Jesus da im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit?
- Was sage ich zu Jesus dem ich im Brot bei der Kommunion begegne?
- Lasse ich mich bei den Liedern nicht nur durch die vielleicht schöne Melodie, sondern auch durch ihre sinnvollen Inhalte ansprechen? Sind das auch meine persönlichen Empfindungen, stehe ich wirklich hinter dem, was ich da sage und singe?
Dann wird es möglich, dass wir dann und wann durch ein Wort, durch ein Lied, durch ein Gebet zutiefst betroffen werden und so Gott begegnen und uns von Jesus angesprochen fühlen. So kann Gott auch in uns aufleuchten, machen wir unsere Gipfelerlebnisse, unsere kleine „Taborerfahrungen“. Und so entdecken wir das wahre Wesen und die große Bedeutung von Jesus für uns, so dass wir gerührt sagen können: „Jesus, in dir spricht Gott zu uns. Du öffnest uns den Blick für Gott. Du forderst uns auf, uns Gott zuzuwenden.
Sicher: Das sind oft nur Momentaufnahmen, so wie das Bergerlebnis von diesen drei Männern. Nachher müssen sie wieder hinunter, in das „normale“ Leben, in den Alltag. Aber von solchen Momenten lebt unser Glaube und wird er immer wieder belebt.